„Wir haben hier in Brandenburg ein echtes Problem“ sagte Isabell Hiekel vom Regionalverband der Grünen Beeskow am Dienstagabend in der Beeskower Kupferschmiede auf einem Infoabend über den bedrohlichen Rückgang der Artenvielfalt. Zusammen mit dem NABU-Beeskow hatte Hiekel die aktuelle Volksinitiative vorgestellt. Das Thema trifft auch im Raum Beeskow den Nerv der Bevölkerung. Mit über 30 Teilnehmern von jung bis alt war die Kupferschmiede bis fast auf den letzten Platz voll besetzt. Seit Mitte April 2019 werden landesweit Unterschriften für den Schutz der Artenvielfalt in Brandenburg gesammelt.
„Insbesondere in den letzten 25 Jahren ist auch in Brandenburg ein massiver Rückgang von Arten der Agrarlandschaft festzustellen“, berichtete Isabell Hiekel: „Der Verlust unserer biologischen Vielfalt ist längst kein Nischenthema mehr, das hat das Volksbegehren in Bayern Anfang des Jahres mit fast 1,8 Millionen Unterstützern eindrucksvoll gezeigt. Es geht nicht um Emotionen – wie die süsse Honigbiene oder der schöne Schmetterling – sondern um knallharte Fakten. Etwa die Hälfte der brandenburgischen Käfer-, Schmetterlings- und Hautflügerarten (auch Wildbienen) sind inzwischen bestandsgefährdet oder ausgestorben. Bei den Vögeln der Agrarlandschaft und den Amphibien sieht es ähnlich düster aus“, so Hiekel.
Schuld an der Entwicklung ist neben dem Verlust von Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft vor allem der enorme Einsatz von Pestiziden. Mit der Volksinitiative soll dem Einhalt geboten werden. So fordern die Initiatoren unter anderem, dass in Naturschutzgebieten und FFH-Gebieten sowie in einzurichtenden 10 m breiten Gewässerrandstreifen keine Pestizide eingesetzt werden dürfen. Landeseigene Flächen sollen ohne Pestizideinsatz bewirtschaftet werden und auch in den Kommunen sollen weniger Pflanzenschutzmittel, aber insektenfreundlichere Beleuchungsanlagen zum Einsatz kommen.
„Es darf aber nicht um einseitige Schuldzuweisungen an die Landwirte gehen. Wir müssen die Regeln ändern, damit sich eine umweltfreundlichere Landwirtschaft lohnt. Schwerpunkt muss die Änderung der Agrarförderpolitik sein, denn hier geht es um viel Fördergeld und hohe Flächenanteile“, mahnt Hiekel: „Ohne einen Wandel in der Landwirtschaftspolitik werden wir das Artensterben nicht aufhalten können. Wir wollen erreichen, dass der Mehraufwand für Naturschutzmaßnahmen auf Acker und Grünland entsprechend honoriert wird“.
Die Naturfotografin Annelie Krämer von der Fachgruppe Entomologie des NABU Berlin brachte es am Dienstag auf dem Punkt. Insekten haben sich seit 240 Mio. Jahre auf der Erde entwickelt. Und der Mensch hat in nur 100 Jahren geschafft, dass sie kurz vor der Ausrottung stehen. Mit fatalen Folgen: Sterben die Insekten, stirbt auch der Mensch.
Eine nächste öffentliche Unterschriftensammlung für die Volksinitiative wird es nächsten am Samstag (18. Mai) auf dem Beeskower Markplatz geben.
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